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Nachbericht: 2. Fachtag Bilinguales Lernen

9.5.2014 an der Obermayr International School Schwalbach/Main-Taunus

Sich mit der Zukunft der mehrsprachigen Erziehung auseinander zu setzen, war das Ziel des Fachtags Bilinguale Erziehung zu dem die Obermayr International School in Schwalbach am bundesweiten Europatag (9.5.2014) eingeladen hatte: „Dass wir die Bilingual Education Conference gerade heute veranstalten, hat etwas mit Europa zu tun“, sagte Schulleiter Dr. Gerhard Obermayr zur Begrüßung der über 90 Gäste. Mehrsprachigkeit sei für ein Zusammenwachsen der Völker in Europa von großer Bedeutung, betonte er und fügte hinzu: „Mich fasziniert an dieser Schule immer wieder, dass die Zweisprachigkeit hier von Anfang an – auch auf Wunsch der Eltern – konsequent gelebt wird.”

Michael Cyriax, Landrat des Main-Taunus- Kreis und ehemaliger Schuldezernent, war angereist, um die Veranstaltung mit einem Grußwort zu eröffnen. Cyriax, der die Schule seit ihrer Gründung – damals noch als Schuldezernent – begleitet hat, sagte, die Idee einer internationalen Schule nach hessischem Schulrecht habe ihm schon gefallen, als ihm Obermayr 2009 in Hofheim das Nutzungskonzept vorgestellt habe.

Den Hauptvortrag hatte Dr. Jörg-U. Keßler, Professor für englische Sprache und ihre Didaktik von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, übernommen. Wie bilinguales Lernen insbesondere in der Sekundarstufe I konzeptualisiert werden muss, war das Thema seines Vortrags. Ausführlich erläuterte er die Prinzipien des CLIL (Content and Language Integrated Learning) wie Scaffolding (Verwendung von Gerüsten, die der Strukturierung dienen), Kontextualisierung und das Aushandeln von Bedeutung (negotation of meaning).

Keßler wies aber auch darauf hin, dass zwar die Interaktion im Sachfachunterricht stets bedeutungsvoll (meaningfull) ist, doch dass nicht notwendigerweise zu gutem Sprachunterricht führe. Eine konkrete Anleitung und methodenorientierte Redemittel, Anleitung zum Umgang mit Nachschlagewerken oder eine Einführung in Arbeitstechniken (highlighting, note-taking), dürfen nicht vernachlässigt werden. Im Umgang mit Fehlern in der Fremdsprache sollte zwischen Fehlern, die entwicklungsbedingt sind, und variationsbedingten Fehlern unterschieden werden. Zu letzteren zählt etwa die korrekte Verwendung von Artikeln, die in der Fremdsprache korrigiert werden muss, weil sie in der Muttersprache ebenfalls beherrscht werden sollte.

Im Anschluss daran erklärte Katrin Schwanke M. A., Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Fremdsprachendidaktik der Universität Erlangen- Nürnberg, die ebenfalls neue, zum Teil noch nicht veröffentlichte Forschungsergebnisse vorstellte, warum ein früher Anfang für eine bilinguale Erziehung nicht genügt. Wichtig sei darüber hinaus häufiger Gebrauch der Zweit- (oder Dritt-)Sprache in verschiedenen relevanten Kontexten. Es sei inzwischen erwiesen, dass Kinder das Wissen, das sie in einer Sprache erworben haben, auf andere Sprachen übertragen können. Die Sprache müsse als Mittel zur Verständigung eingesetzt werden, weil Kommunikation dadurch authentischer werde, sagte sie – und fügte hinzu, dass die Grammatik erst später thematisiert werden müsse. Die Unterstützung durch die Eltern sei dabei ein ganz wesentlicher Faktor.

Im Anschluss daran zeigte Cornelia Kaminski, die als Oberstudienrätin, Dozentin und Autorin über vielfältige Erfahrung im Fremdsprachenunterricht verfügt, wie englische Literatur eingesetzt werden kann, Lust am Lesen zu wecken – um Grammatik und Sprachfähigkeit zu üben. Mit vielen praktischen Ideen, mit Hinweisen vor allem zu Literatur für Jungen gewann sie die Aufmerksamkeit der Zuhörer und Zuhörerinnen.Sichtlich zufrieden: Die Konferenzleitung Julie Cunningham und Gerhard Obermayr.

Vorträge, Foren und Workshops am Nachmittag

Am Nachmittag zeigte Lori Nolte, Lehrerin an der International School in Schwalbach, in „Learning Language through Kinetics“, wie der Sportunterricht ein tieferes Lernen und besseres Sprachverständnis ermöglichen kann. Gemeinsames sportliches Spiel erfordere ganz nebenbei jede Menge sprachlicher Kommunikation. Wie Methoden des Fremdsprachentrainings in das Sportcurriculum integriert werden können, machte sie an zahlreichen Beispielen deutlich. Diane Oliver zeigte Möglichkeiten, Schüler und Schülerinnen auf das Cambridge English Certificate vorzubereiten.

Gleichzeitig konnten sich interessierte Eltern und Lehrer in Foren unter Moderation von erfahrenen Lehrkräften der International School über ihre Erfahrungen austauschen und Anregungen sammeln.

Stefan Diemer, Privatdozent für Englische Sprachwissenschaft und Korpuslinguistik an der TU Berlin, zeigte zusammen mit Marie Louise Brunner, Dozentin für englische Linguistik und Graduate Assistant am Lehrstuhl für englische Sprachwissenschaft der Universität des Saarlandes, wie man Web-Korpora und neue Medien nutzen kann, um authentische Sprachbeispiele zum Erwerb interkultureller Kompetenz im Englischunterricht einzusetzen. Die Verwendung von Google Trends, der Einsatz von sozialen Medien wie Wikis, Blogs und Microblogs, der Besuch von Seiten Internationaler Kampagnen, die Beschäftigung mit missglückter Werbung führen zu einer Sensibilisierung für kulturelle und sprachliche Unterschiede.

Paul Dennis, Lehrer und Autor im Klett-Verlag, stellte in einem Workshop über „Learning by Viewing: E(motion) in the English Classroom“ Möglichkeiten vor, wie Film im Unterricht als Katalysator für eine lebendige Kommunikation eingesetzt werden kann. Bücherstände mit englischer Kinderliteratur boten auch zwischen den Veranstaltungen reichlich Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch. Informationen über Auslandsaufenthalte und Austauschprogramme für Jugendliche und Fortbildungsangebote für Lehrkräfte rundeten das Angebot ab. Alles in allem ein gelungener Fachtag, der im Jahr 2015 eine Fortsetzung finden wird.

Barbara Brüning

Quelle: Eduaktiv Magazin 1-2014