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Wiesbadener Jugend diskutiert mit Spitzenkandidaten

Zwei Wochen vor der Bundestagswahl 2025 organisierten Wiesbadener Oberstufenschüler am vergangenen Freitag eine Podiumsdiskussion mit Spitzenkandidaten verschiedener Parteien. Klimapolitik, Migration, Sozialstaat und Ukrainekrieg standen zur Debatte. Junge Menschen stellten kritische Fragen – und fühlten den Kandidaten auf den Zahn.

Volker Watschounek 4 Wochen vor 0 286

Klimaschutz, Migration, Ukrainekrieg und soziale Gerechtigkeit im Fokus. Politischer Schlagabtausch, interaktives Voting – und klare Worte der Jugend.

Zwei Wochen vor der Bundestagswahl 2025 wird der Wahlkampf sichtbar: Plakate pflastern die Straßen, Parteien setzen auf Social Media und Talkshow-Auftritte. Doch nicht nur Wählerinnen und Wähler verfolgen das politische Geschehen. An der Obermayr Europa-Schule in Wiesbaden debattierten Schülerinnen und Schüler der Oberstufe mit Spitzenkandidaten über zentrale Wahlkampfthemen.

In der vollbesetzten Sporthalle auf dem Campus Erbenheim richteten die jungen Gastgeber eine Podiumsdiskussion aus, die sich sehen lassen konnte. Klimapolitik, Migration, Sozialstaat, Wirtschaft und der Ukrainekrieg standen auf der Agenda. Moderiert von Florian Rosenberger und Henry Krämer, nutzten rund 200 Schülerinnen und Schüler der Obermayr Europa-Schule die Gelegenheit, um den Spitzenkandidaten aus Wiesbaden auf den Zahn zu fühlen. Mit dabei waren Nadine Ruf (SPD), Dr. Stefan Korbach (CDU), Daniel Winter (Die Linke), Katerina Garcia (Die Grünen), Lucas Schwalbach (FDP), Luthfa Jungmann (BSW) und Erich Heidkamp (AfD). Da Bundestagskandidat Eike Kreft (Freie Wähler Wiesbaden) krankheitsbedingt ausfiel, übernahm kurzfristig Yannis Stegmann (Freie Wähler Wiesbaden) seine Rolle bei der Podiumsdiskussion.

Junge Menschen, große Fragen

Die Veranstaltung begann mit einleitenden Worten von Schulleiter Dr. Gerhard Obermayr. „Politik betrifft euch alle, auch wenn ihr noch nicht wählen dürft“, sagte er. Genau das nahm sich die Oberstufe zu Herzen. Ihre Fragen waren pointiert, ihre Skepsis spürbar. Besonders die Klimapolitik sorgte für Kontroversen.

„Sind die Maßnahmen der Bundesregierung ausreichend, um die Klimaziele zu erreichen?“ stieg Rosenberger ein. Im ersten Rede-Duell standen sich Katerina Garcia (Die Grünen) und Erich Heidkamp (AFD) gegenüber. Während Garcia die Fortschritte lobte und gleichermaßen auf den Nachholbedarf hinwies, bestritt der AfD-Kandidat die Sinnhaftigkeit der aktuellen Maßnahmen, die Notwendigkeit der Energiewende und bezeichnete den Klimawandel als menschengemacht. Dafür erntete er von allen Seiten laute Unmutsbekundungen.

Auch die Migrationspolitik bewegte die Jugendlichen. „Wie wollen Sie Integration und Sicherheit in Einklang bringen?“ fragte Krämer die Kandidaten. Hier zeigten sich klare Differenzen zwischen den Parteien: Während die SPD auf soziale Programme setzte, forderte die FDP eine effizientere Verwaltung. Die Linke betonte das Recht auf Asyl, während die AfD auf Abschottung pochte.

Der Ukrainekrieg als Streitpunkt

Ein weiteres brisantes Thema war der Krieg in der Ukraine. Die Diskussionsteilnehmer wurden gefragt, ob Deutschland weiterhin Waffenlieferungen an die Ukraine leisten oder sich stärker für diplomatische Lösungen einsetzen solle. Während die CDU und die Grünen betonten, dass Unterstützung für die Ukraine notwendig sei, um die europäische Sicherheit zu gewährleisten, forderte die AfD ein Ende jeglicher militärischer Hilfe und stattdessen Verhandlungen mit Russland. „Die Ukraine wird diesen Krieg nicht gewinnen können, wir sollten auf Diplomatie setzen“, sagte der AfD-Vertreter, was ihm sofort Widerspruch einbrachte. Und als Luthfa Jungmann (BSW) dann auch noch der USA und Deutschland die Schuld an dem Ukraine-Krieg zusprach, wurde es absurd. Im Publikum wurden gleich Rufe nach Fakten-Check laut.

Bühne frei für den Polit-Nachwuchs

Henry Krämer und Florian Rosenberger führten begleitet von ihrem Orga Team rund um den Schulstufenkoordinator Alexander Geis gekonnt durch die Diskussionsrunde, hakten nach, konfrontierten die Parteivertreter immer wieder mit Zahlen und Fakten. Wer ausweichen wollte, bekam den nächsten Happen serviert. Ein Schüler aus dem Publikum fasste die Diskussion am Ende knapp zusammen: „Wenn man nur Parolen hört, bringt das nichts. Wir wollten wissen, wie die Kandidaten wirklich denken.“ 

Die entscheidende Frage

Zum Abschluss der Diskussion stellten die Moderatoren die wohl wichtigste Frage des Tages: Was würden Sie als erstes tun, wenn Sie im Bundestag sitzen?

Dr. Korbach sprach sich für Steuererleichterungen und Bürokratieabbau aus. Katerina Garcia von den Grünen plädierte für ein radikales Umdenken in der Energiepolitik, um Deutschland unabhängiger von fossilen Energien zu machen. Lucas Schwalbach für eine Bildungsreform, die digitale Kompetenzen stärker in den Mittelpunkt rückt. Nadine Ruf für eine Stärkung des Sozialstaats, während Daniel Winter sich für höhere Mindestlöhne und ein gerechteres Steuersystem aussprach. Der AfD-Kandidat würde sich für einen drastischen Kurswechsel in der Migrationspolitik einsetzen mit Grenzschließungen als notwendige Schritt.

Florian Rosenberger, Alexander Geis, Timo Bellroth, Daniel Winter, Henry Krämer, Dr. Stefan Korbach (CDU) Katerina Garcia (Die Grünen) Lucas Schwalbach (FDP), Nadine Ruf (SPD), Yannis Stegmann (Freie Wähler), Luthfa Jungmann (BSW), Dr. Gerhard Obermayr, Erich Heidkamp (AfD), Lucas Blicharski, Marlon Dorner, Julio Hoffmann
Florian Rosenberger, Alexander Geis, Timo Bellroth, Daniel Winter, Henry Krämer, Dr. Stefan Korbach (CDU) Katerina Garcia (Die Grünen) Lucas Schwalbach (FDP), Nadine Ruf (SPD), Yannis Stegmann (Freie Wähler), Luthfa Jungmann (BSW), Dr. Gerhard Obermayr, Erich Heidkamp (AfD), Lucas Blicharski, Marlon Dorner, Julio Hoffmann

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