„Wir sind für unsere Schüler Partner mit Autorität“
Wie Schule sein sollte. Und wie Schule sein kann. Persönliche Fragen und persönliche Antworten von jemandem, der den Campus Erbenheim besonders gut kennt.
Muss Schule Spaß machen? Oder darf Schule Spaß machen?
Gerhard Obermayr: Schule sollte Spaß machen, aber die Schule sollte nicht auf Spaß reduziert werden. Dieses Kalkül geht nicht auf. Grundschülern macht die Schule meist Spaß, sie lernen gerne, sie wollen Erfolge haben und eine Bestätigung von den Lehrkräften erfahren. Wenn es uns gelingt, die positive Effekte von der Grundschule in die weiterführende Schule herüber zu retten, kann Schule lange Spaß machen. Mein Credo ist es, positive Lernerfahrungen zu erzeugen.
Die Stundenpläne sind anders aufgebaut als an den meisten staatlichen Schulen. Warum ist das so? Welches Konzept steht dahinter?
Gerhard Obermayr: Wir arbeiten nach dem Doppelstundenprinzip und mit Freiarbeitsstunden. Mehr Zeit in einem Fach zu verbringen hat sich bewährt. Die fachgebundene Freiarbeit ist ein Erfolgsmodell. Dahinter steht das Prinzip des selbstständigen Arbeiten, oder wie wir heute sagen: Lernzeit nutzen!
Welche Rolle spielt die Persönlichkeit des Lehrers oder der Lehrerin für das Lernen?
Gerhard Obermayr: Eine ganz wesentliche Rolle. Gute Lehrkräfte wissen, worauf es im Unterricht ankommt. Sie haben klare Lernziele, sind konsequent, wählen geeignete Übungsformen aus und lassen auch Schülerkritik gelten. Dennoch haben sie die Klasse im Griff. Der heutige Lehrer ist Partner, ohne jedoch seine Autorität in der Sache aufzugeben. Eine solche Haltung setzt eine starke Persönlichkeit voraus, die sich insbesondere in der Offenheit zu den Lernern zeigt.
Wie wichtig sind persönliche Beziehungen in der Schule?
Gerhard Obermayr: Die ganze Schule ist ein System persönlicher Beziehungen. Da „menschelt“ es an jeder Ecke. Wichtig ist, dass die Schule ihren Kernauftrag, den ich darin sehe, guten Unterricht anzubieten und den Lernwillen der Schüler/ innen zu fördern, zu keiner Zeit aus dem Blick verliert.
Wie messen Sie Ihren Erfolg?
Gerhard Obermayr: An den Ergebnissen, der Übereinstimmung von Erwartungshaltung und Erfüllung und an den Rückmeldungen insbesondere von Menschen, die den positiven Geist der Schule prägen und täglich aufs Neue dafür einsetzen.
Worin sind Ihre Schulen herausragend?
Gerhard Obermayr: Kleine Klassen, viel Englisch, der persönliche Kontakt, die Offenheit und die Innovationsfähigkeit.
Wo haben Sie noch Nachholbedarf?
Gerhard Obermayr: Einheitliches Auftreten, eine durchgängigere Erkennbarkeit des Konzeptes, konsequenterer Medieneinsatz und eine besser entwickelte Partizipationskultur. Daran arbeiten wir gerade.
Wären Sie selbst gerne an Ihrer Schule Schüler gewesen?
Gerhard Obermayr: Ich war Schüler an meiner heutigen Schule! Unsere Schule war damals sehr klein, und mein Vater hatte mich stets im Blick. Ein Musterschüler war ich nicht, aber wir hatten viel Spaß!
Welche positive Schulerfahrung wünschen Sie sich auch für Ihre Schüler?
Gerhard Obermayr: Einprägsame positive Erlebnisse, viele Unternehmungen, einen wirksamen Unterricht, nachhaltige Lernerlebnisse, Visionen viele positive menschliche Erfahrungen.
Haben es angepasstere Schüler leichter?
Gerhard Obermayr: Der angepasstere Schüler hat es zunächst leichter, später im Leben aber nicht. Das ist nicht unser Erziehungsziel.
Was verstehen Sie unter individueller Förderung und Betreuung?
Gerhard Obermayr: Auf den Einzelnen einzugehen, sich ihm annehmen, seine Bedürfnisse erkennen.
Bildnachweis: Foto: pressmaster/shutterstock