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Ausflugs der Obermayr Europa-Schule Campus Rüsselsheim zur KZ-Gedenkstätte Mörfelden-Walldorf.

Ein Besuch in der KZ-Gedenkstätte Mörfelden-Walldorf

Wie nah Geschichte kommen kann, erlebten elf Schülerinnen und Schüler der 8G aus Rüsselsheim am 30. April. Ihr Ausflug zur KZ-Gedenkstätte in Mörfelden-Walldorf hinterließ Spuren – nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen.

Volker Watschounek 2 Wochen vor 0 10

Schulausflug

Statt Schulbank hieß es an diesem Tag: Hinschauen, Fragen stellen, sich bewegen – durch einen Ort, der auch heute noch erschüttert. Die Jugendlichen der Obermayr Europa-Schule Campus Rüsselsheim folgten den Spuren der Vergangenheit, hörten zu, staunten, schluckten. Ihre Eindrücke nach dem Besuch: intensiv, bedrückend, wichtig.

Elf Schülerinnen und Schüler der Klasse 8G stehen mit ihren Begleitpersonen auf dem Boden eines ehemaligen Konzentrationslagers. Keine Filmkulisse. Kein Kapitel im Schulbuch. Sondern echter Ort, echte Geschichten – erzählt von echten Menschen. Claudia Battistella, die Museumsleiterin der KZ-Gedenkstätte Mörfelden-Walldorf, nimmt die Jugendlichen mit auf einen Rundgang, der unter die Haut geht.

Sie spricht nicht abstrakt über „die NS-Zeit“, sondern konkret über einzelne Frauen, die hier zwischen 1944 und 1945 litten. Sie zeigt Gesichter, Briefe, Fotos – stumme Zeugen eines laut schreienden Unrechts. Die Schülerinnen und Schüler hören aufmerksam zu, viele mit ernster Miene. Der Geschichtsunterricht wird hier lebendig. Und unbequem.

Die Frauen von Walldorf

Der Fokus der Gedenkstätte liegt auf den Schicksalen ungarisch-jüdischer Frauen, die im Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof untergebracht waren. Sie mussten den Frankfurter Flughafen mit ausbauen, oft bis zur totalen Erschöpfung. Viele starben an Misshandlungen, Hunger oder Kälte. Battistella verschweigt nichts. Sie berichtet ehrlich, klar, bewegend.

Im ehemaligen Küchenkeller – dem einzigen noch erhaltenen Überrest des Lagers – erzählt sie, wie das Gelände in den 1970er Jahren zufällig wiederentdeckt wurde. Die Schülerinnen und Schüler treten ein, halten inne. Ein Raum, kaum größer als ein Klassenzimmer, gefüllt mit Geschichte. Und mit Fragen, die niemand mehr beantworten kann.

Der Blick zurück – für einen klaren Blick nach vorn

Die Schülerinnen und Schüler der Obermayr Europa-Schule verarbeiten das Gesehene nicht allein. Zurück am Campus Rüsselsheim moderiert Martina Ballinger, stellvertretende Schulleiterin, eine Reflexionsrunde. Gemeinsam mit Lehrkraft Andreas Flier und Sozialarbeiterin Thabea Rocker sprechen die Jugendlichen über ihre Eindrücke.

„Ich wusste nicht, dass so etwas in unserer Nähe passiert ist“, sagt eine Schülerin. „Es war hart, aber gut, dass wir hingefahren sind.“ Andere nicken. Sie alle sind sich einig: Diese Geschichte darf nie vergessen werden. Der Besuch hat ihre Perspektive verändert – und vielleicht auch ihren Umgang mit dem Heute.

Warum das alles?

Warum sollten 14-Jährige einen Ort besuchen, an dem Menschen gelitten haben? Warum sich mit dunklen Kapiteln der Geschichte beschäftigen? Weil Erinnern schützt. Weil Verstehen Empathie schafft. Und weil kein Buch, kein Film, kein Vortrag jemals das ersetzen kann, was man fühlt, wenn man mit eigenen Augen sieht, wo Menschen entrechtet, gequält und getötet wurden.

Die Klasse 8G hat es getan. Sie ist, nachdem sie sich im Deutschunterricht mit dem Buch Bücherdiebin von Markus Zusak auseinandergesetzt hat, nicht nur weggefahren – sondern ist in Mörfelden-Walldorf auch ein Stück gewachsen.

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