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Podiumsdiskussion in der Obermayr Europa-Schule zur OB-Wahl 2025.

OB-Wahl: Vom Stillstand zur Zukunft, wer bringt Wiesbaden voran?

Wiesbaden wählt ein neues Stadtoberhaupt – eine Entscheidung mit Signalwirkung. Welche Kandidaten haben die besten Konzepte für Verkehr, Wohnen und Wirtschaft? Und welche Vision setzt sich durch? Die Oberbürgermeisterwahl wird über die Zukunft der Stadt entscheiden. Schüler fragen, die Kandidaten antworten.

Volker Watschounek 1 Woche vor 0 153

Podiumsdiskussion

Die Bundestagswahl ist eben vorbei und die Parteien setzen sich in Berlin zu den ersten Sondierungsgesprächen an den Tisch, und in Wiesbaden… da wird am 9. März erneut gewählt. Zehn Kandidaten treten an, möchten Oberbürgermeister der Landeshauptstadt werden. Für die Schüler der Obermayr Europa-Schule eine weitere Chance, Politikern auf den Zahn zu fühlen. Sie luden alle Kandidaten ein, sieben von ihnen nahmen an der Podiumsdiskussion im Campus Erbenheim an der Berliner Straße teil. Mitgemacht haben: Thilo von Debschitz, unabhängiger Kandidat für CDU und FDP; Gesine Bonnet, Die Grüne; Gert-Uwe Mende, SPD (amtierender Oberbürgermeister); Ralf Offermanns, AfD; Ingo von Seemen, Die Linke; ULW; Andreas Gutzeit, FWG und Matthias Bedürftig, Freie Wähler.

Die Arena der Demokratie

Donnerstagmorgen, es ist früh in Wiesbaden. Die Mensa der Obermayr Europa-Schule füllt sich mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und politisch Interessierten. Auf der Bühne sitzen Wiesbadens Kandidatinnen und Kandidaten für das höchste Amt der Stadt. Sie warten auf ihre Gelegenheit, zu überzeugen, zu werben, zu streiten. Die Moderatoren Henry Krämer, Florian Rosenberger und Elea Torrent selbst Schüler, führt souverän durch die Veranstaltung. Fragen zur Mobilität, zu sozialen Brennpunkten und zur Zukunft Wiesbadens stehen im Raum. Die Spannung steigt.

Verkehr, Sicherheit und soziale Gerechtigkeit

Wiesbaden wächst. Mit mehr als 300.000 Einwohnern stehen Verkehrschaos, Wohnraummangel und soziale Herausforderungen auf der Tagesordnung. Und der öffentliche Nahverkehr liegt allen am Herzen. Ein Kandidat würde bei Amtsantritt gleich den Aufsichtsart von ESWE Verkehr übernehmen und den ÖPNV in Wiesbaden verbessern. Auch wenn nicht alles reibungslos laufe, merkt Gert-Uwe Mende (SPD) an, dass ESWE Verkehr jedes Jahr 56 Millionen Menschen befördere. „Trotzdem müssen wir beim Busverkehr mehr leisten,” ergänzt der Oberbürgermeister. Thilo von Debschitz, (unabhängiger Kandidat von CDU und FDP) freut sich, dass er trotz der schwierigen Verkehrssituation pünktlich zur Veranstaltung gelandet ist und benennt einzelne Missstände konkret. „Wir haben für 33 Millionen Euro ein digitales Verkehrsleitsystem angeschafft, dass immer noch nicht funktioniert.” Ein anderer Kandidat setzt nach „Unsere Stadt muss für Autofahrer erreichbar bleiben, sonst sterben die Innenstadthändler aus.“ Die Diskussion wird hitzig, Zahlen und Fakten prasseln aufeinander. Die Schülerinnen und Schüler verfolgen das Wortgefecht aufmerksam.

Streitpunkt Kriminalität: Angst versus Statistik

Ein weiteres zentrales Thema: Sicherheit. Gesine Bonnet (Grüne) erklärt, dass die Statistiken zeigen, dass Wiesbaden vergleichsweise sicher ist, – das subjektive Sicherheitsgefühl jedoch gelitten habe. „Wenn man Wiesbaden mit anderen Großstädten vergleicht, stellt man gleich fest, dass Wiesbaden eine besonders sichere Stadt ist.“ Ralf Offermanns (AFD) fordert hingegen eine verstärkte Polizeipräsenz, Waffenverbotszonen und Videoüberwachung. „Wir müssen hart durchgreifen, um unsere Stadt sicher zu machen.“ Andere setzen auf soziale Maßnahmen und Prävention. „Mehr Polizei allein löst das Problem nicht, wir müssen die Ursachen für Kriminalität bekämpfen“, erwidert Ingo von Seemen (Die Linke). Die Debatte verdeutlicht, dass es weniger um Zahlen als um Gefühle geht. Ein Kandidat bringt es auf den Punkt: „Es ist die Wahrnehmung, die zählt.“

Die Innenstadt stirbt – oder wird neu erfunden?

Schließende Geschäfte, wachsende Leerstände – Wiesbadens Innenstadt steht vor Herausforderungen. Manche setzen auf mehr Parkplätze, andere auf eine autofreie, grünere Stadt. „Die Innenstadt muss ein Ort der Begegnung werden“, sagt Bonnet und wirbt für kulturelle Angebote, Pop-up-Stores und mehr Aufenthaltsqualität. „Wir brauchen Anreize für Einzelhändler und müssen Mieten für kleine Geschäfte senken“, schlägt ein anderer Kandidat vor. Die Schüler sind gespalten: Einige wünschen sich mehr Einkaufsmöglichkeiten, andere kreative Orte für Jugendliche.

Was kann die Stadt für junge Menschen tun?

Die Frage nach Jugendangeboten bringt eine neue Dynamik in die Diskussion. Freizeitmöglichkeiten, erschwingliche Sporteinrichtungen und Veranstaltungen für unter 18-Jährige werden gefordert. „Wir brauchen mehr Räume für Jugendliche, wo sie sich frei entfalten können“, fordert ein Kandidat. Ein anderer schlägt vor, das Kulturzentrum Schlachthof intensiver für Jugendpartys zu nutzen. Kulturelle Angebote für junge Menschen seien essenziell, um sie an die Stadt zu binden. Mende ergreift das Wort. Er sehe die Stadt nicht in der Verpflichtung, Nachtclubs oder vergleichbares anzubieten. Vielmehr ginge es darum, Freizeitangebote zu ermöglichen, etwa konsumfreie Treffpunkte. Und eben dort werde die Bedeutung politischer Beteiligung junger Menschen deutlich: Ihre Bedürfnisse müssen in die Stadtpolitik einfließen. Und das geht am besten über das Stadtparlament.

Auch wenn es manchmal hitzig wurde, am Ende waren alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion vereint und zufrieden. ©2024 Volker Watschounek

Ein Stimmungsbild – und die Frage nach der Zukunft

Am Ende der Veranstaltung folgt eine spontane Abstimmung unter den Schülerinnen und Schülern. Wer hat überzeugt? Wer konnte punkten? Die Ergebnisse sind überraschend: Ein unabhängiger Kandidat liegt vorne, gefolgt vom amtierenden Oberbürgermeister. Das zeigt, dass sich junge Menschen vor allem unabhängige Lösungen wünschen, kommentierte ein Moderator. Doch entscheidend ist: Das Interesse ist geweckt.

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